Funken sprühend vom Himmel gefallen – Werner Polak erinnert sich an Flugzeugabstürze in Holsterhausen

Am „Timpen“. Im Herbst 1944 war ich in der Bonifatiusschule unterm Dach als Brandwache eingeteilt und übersah von dort die Stadt. Ich sah ein viermotoriges amerikanisches Flugzeug, das einen Treffer abbekommen hatte und einen schwarzen Streifen hinter sich herzog, auf der Hardt abstürzen. Ich bemerkte auch, wie sich etwas aus dem Flugzeug gelöst hatte. Zuerst dachte ich an eine Bombe, dann hörte ich, dass es der Pilot oder ein Besatzungsmitglied gewesen war. Ich ging zu der Straßenzusammenführung Breslauer Straße, Mühlenstraße, Pliesterbecker Straße und des kleinen Wegs, den man „Timpen“ nannte und sah dort den toten Piloten liegen. Sein Fallschirm hatte sich nicht geöffnet. Polizei und Soldaten hatten bereits alles abgesperrt.

Werner Polak als Schüler

Am Emmelkämper Weg.  Mit meinem Onkel Willi Neumann ging ich da, wo Wissmann gebaut hat, im späten Frühjahr 1945, an einem frühen Morgen, zu  einer Flugzeugabsturzstelle. Mein Onkel und ich waren ein Team. Immer wenn ein Flugzeug runter kam, kam mein Onkel zu mir, dem gerade 13-Jährigen, und fragte mich: „Fährst du mit?“ Gemeinsam fuhren wir zur jeweiligen Absturzstelle. Auf dem frisch gepflügten Acker konnte man die Schleifspur sehen, die das heruntergekommene Flugzeug in die Erde grub und dann die Aufschlagstelle. Ich fand einen Fetzen Uniform von der Schulter mit dem Etikett „Canada“. Es war ein Jagdflugzeug.

Im Hagenbecker Wald. Im späten Frühjahr 1945, am selben Tag, als am Emmelkamp das Flugzeug herunter kam, stand ein Truppentransportzug vormittags zwischen 9 und 9.30 Uhr auf der Strecke Hervest-Dorsten und Schermbeck am Hagenbecker Wald, genau dort, wo die Bäume anfangen. Der Zug stand in Richtung Schermbeck und die Lok am Anfang der Hagenbecker Wälder. Der letzte Waggon stand am heute noch existierenden Bahnübergang. Der Zug hatte vorne und hinten eine Vierlingsflak und auf der Hardt stand eine 8/8 Flugabwehrbatterie. Vier alliierte Jagdbomber flogen im Sturzflug auf den Zug zu. Flak und die Batterie schossen. Der erste Jabo eröffnete das Feuer, wurde getroffen und ging in den Weißen Bergen in den Lippeauen zu Boden. Da drehten die drei anderen feindlichen Jabos ab.

Abgeschossenes alliiertes Flugzeug am Dorstener Bahnhof 1941

Mein Onkel und ich eilten sofort zur Absturzstelle. Das sanft zu Boden gegangene Flugzeug hatte eine Spur hinterlassen. Außerdem verlor es eine Bombe, die unweit auf dem Boden lag und nicht explodiert war. Der Onkel, der immer eine Tasche mit Entschärfungswerkzeug bei sich hatte, entschärfte die Bombe und nahm den Zünder mit. Er hatte mittlerweile eine große Sammlung von Zündern. Die Bombe hatte vorne einen Aufschlagzünder und hinten einen Rückschlagzünder. Als wir fertig waren, kamen Polizei und Soldaten, die das Gelände absperrten. Das Flugzeug war gut erhalten, der Pilot tot. Als die Soldaten die Bombe entdeckten, verschwanden wir. Was mögen die Soldaten für Gesichter gemacht haben, als sie merkten, dass die Bombe keinen Zünder mehr hatte.

Am Freudenberg. In der Nähe der Kreuzung Freudenberg ging im Spätsommer 1943 ein wahrscheinlich deutsches Flugzeug nieder. Ich sah nur das herabstürzende Flugzeug oder Teile davon, die Funken sprühten. Später habe ich an der Absturzstelle verglühtes Metall und Aluminium gefunden sowie die Gürtelschnalle eines Piloten, die ich mitnahm und sie viele Jahrzehnte aufgehoben hatte.

An der Steinhalde. Gegen die Bruchkante zur Steinhalde in Holsterhausen stürzte im Herbst 1944 eine deutsche Focke-Wulf 190-Maschine. Totalschaden, der Pilot wurde schwer verletzt.

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Quelle: „Holsterhausen unterm Hakenkreuz“, hg. vom Ökumenischen Geschichtskreis Holsterhausen, 2. Band, 2009

 

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