Wilhelm Daniels desertierte 1945 in Wuppertal und lief über Dorsten, durch den Weseler Wald und Marienthal nach Hause

Wilhelm Daniels 2014; Foto: Maria Nienhaus

W. St. – Damals war das heute großzügige und in den letzten Jahrzehnten an der Borkener Straße in Dingden-Berg liegende neu gestaltete Anwesen noch ein Bauernhof mit Anbau, Kühen, Schweinen, Hühnern, Schnapsbrennerei, vielen Knechten und Mägden. Und es war Krieg. Peter Daniels, der Vater von Wilhelm und seinen drei  Geschwistern, und dessen Frau Emilie, bewohnten mit vielen anderen den Hof, als die Alliierten im März 1945 vom Rhein her kamen, um ins Münsterland zu gelangen. Dabei besetzten die Briten den Daniels-Hof, wo sich der Stab des britischen Feldmarschalls Montgomery einquartierte. „Wir alle mussten das Gutshaus verlassen und in einem Nebengebäude unterkommen.“ Als die Engländer eine Pistole mit Munition im Schlafzimmer entdeckten und dann auch im Kartoffelkeller Jagdwaffen, die der Vater dort eingemauert hatte, anstatt sie abzugeben, nahmen sie den Vater fest, machten ihm den Prozess und verurteilten ihn zur Abschreckung anderer zu 15 Jahren Gefängnis, von denen er zweieinhalb Jahre in Bedburg absaß. Danach kam er frei und durfte auf den Hof zurück. Aus Dankbarkeit, dass er 1948 wieder frei war, errichteten er und seine Frau ein Hofkreuz. „Er hatte großes Glück“, sagt sein Sohn Wilhelm Daniels heute. Denn der Fall hätte auch anders ausgehen können.

Glück hatte auch der Sohn Wilhelm, heute 90 Jahre alt. Er wurde 1944 Soldat und war zuletzt in Wuppertal eingesetzt. Er besorgte sich Zivilkleidung und desertierte am 17. März 1945, war zwei Tage lang zu Fuß unterwegs, vorbei an Dorsten, durch den Weseler Wald, Marienthal bis zum elterlichen Hof, wo die Engländer gerade seinen Vater nach Bedburg brachten. „Auch ich hatte großes Glück“, resümiert Wilhelm Daniels. So bezieht er das Kreuz, das zwei Jahre später sein Vater aus Dankbarkeit errichtete, auch auf sich, der ebenso dankbar war, Krieg und Desertierung überstanden zu haben.

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 Quelle: Gespräch mit Wilhelm Daniels 2014 in Dingden-Berg
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