Lembecker Feuerwehr im Kriegseinsatz – Durch Feindeinwirkung brannten Höfe, Scheunen und Häuser – Auszüge aus dem Tagebuch des Brandmeisters A. Gladen

Museumsmodell des Einsatzwagens der Feuerpolizei 1939: Magirus-LF-15 mit Bewaffnung

W. St. – Im Zweiten Weltkrieg mussten viele Feuerwehrleute den Feuerwehrrock gegen den Soldatenrock tauschen. Junge Burschen und ältere Männer schlossen die so entstandenen Lücken, denn die Feuerwehr war nach den zunehmenden Luftangriffen fast ununterbrochen „an der Heimatfront“ im Einsatz. Denn nach Fliegerangriffen brannte es oft an mehreren Stellen zur selben Zeit. Zudem mussten die Wehren der kleineren Gemeinden zu Löscheinsätzen in die benachbarten Städte und auch Großstädte des Reviers ausrücken, die bei fortschreitender Lufthoheit der Alliierten stärkeren Luftangriffen permanent ausgesetzt waren. Die Lembecker Wehr rückte zu Einsätzen in die Städte Gelsenkirchen, Essen, Bochum und sogar nach Hamm aus. Nach schweren Luftangriffen auf Dorsten waren die Lembecker auch dort im Einsatz wie auch beim großen Angriff am 22. März 1945. Als die Lembecker am Tag darauf den Einsatz beendet hatten und zurückfuhren, schossen Tiefflieger die Höfe Liesen, Nottebohm, Haane, Sprenger und Weßling in Brand. Liesen, Nottebohm und Haane brannten ganz ab; die Gebäude von Sprenger und Weßling wurden erheblich zerstört.

Im Tagebuch der Freiwilligen Feuerwehr, Löschzug V, Lembeck, ist der Zeitraum vom 4. Februar 1935 bis 25. Juni 1964 erfasst. Jeder Eintrag wurde mit gez. A. Gladen (Brandmeister) gezeichnet. An manchen Stellen sind der Satzbau und die Orthografie einer besseren Lesbarkeit wegen unwesentlich verändert.

Emblem der Feuerwehr, die in der NS-Zeit Feuerpolizei war.

In Dorsten im Einsatz: „Die Stadt war ein totaler Trümmerhaufen!“

1. September 1939: Sprengbomben und Brandbomben wurden in der Nacht zum 1. September durch den Engländer bei Joh. Schuhmacher, Lembeck, 2 Sprengbomben bei Heinr. Huhne, Heide, 1 Sprengbombe abgeworfen. Es entstand nur Materialschaden. Wie ein Wunder wurden keine Menschen verletzt. Dann wurden im Dorf Lembeck mehrere Brandbomben geworfen. Eine Brandbombe fiel auf das Wohnhaus Jos. Cosanne. Dank des schnellen Eingreifens der Wehrwache wurde der Brand auf der Stelle gelöscht.

[—] 1940: Die Wehr wurde gegen 21 Uhr alarmiert zum Brande Rist [—] in Hervest. Wir rückten mit einer Löschgruppe aus.

17. Mai 1941: Alarmiert wurde die Wehr um 21 Uhr. Es war ein Waldbrand auf der Grenze Lippramsdorf/Lembeck ausgebrochen. Er konnte durch schnelles Eingreifen im Keime erstickt werden.

3. Juni 1941: Um 3 ½ Uhr wurde die Wehr nach Heinr. Bösing Lembeck, Brink 5, gerufen. Mehrere Brandbomben zündeten das Wohnhaus. Die Umfassungsmauern blieben stehen. Das Innere brannte aus. Auch in kurzer Nähe wurden Brandbomben und schwere Sprengbomben abgeworfen, welche keinen Schaden anrichteten.

26. Oktober 1941: Um 7. 05 Uhr wurde die Wehr alarmiert. Es brannte in der Scheune bei Carl Beukmann, Schloss Lembeck. Durch schnelles Eingreifen wurde das Feuer im Keim erstickt. 20 Wehrleute waren zur Stelle. Um 8.15 konnte die Wehr wieder abrücken.

9. November 1941: In der Nacht vom 8. zum 9. November warf der Engländer 15 Kanister Phosphor-Kautschuklösung im Hagen, Schloss Lembeck, ab. Am Sonntagnachmittag wurde die Wehr angerufen. Mit vier Mann wurde alles gesäubert.

13. April 1942: Um 15.30 wurde die Wehr zu einem Waldbrand gerufen. Besitzer Graf von Merveldt Lembeck. Es brannte ca. 5 Morgen junger Fichtenbestand im Hagen bei Rickenbeck.

15. April 1942: Nachts um 1 Uhr wurde das Wohnhaus mit Stallung der Besitzer Heinr. Köllmann, Lembeck, Brink N. 63, durch Feindeingriff durch Brandbomben (Stabbomben ) zerstört.

9. Juni 1942: 1) Brand durch feindliche Einwirkung. Im Planquadrat 39 / 69 brannten 25 Morgen Merveldtsche Waldungen ab. 1.15 Uhr großer Abwurf Stabbrandbomben 7 Morgen. 15 Wehrleute und 15 Soldaten im Einsatz. – 2) Im Planquadrat 69 / 40, Besitzer Gr. Jüttermann, brannte um 13.15 Uhr 7 Morgen geringer Schaden teils Einsaat teils 20-jähriger Bestand (Bodenfarn). 10 Wehrleute und 20 Soldaten im Einsatz. – 3) Planquadrat 37 / 67 brannten Stabbrandbomben aus, wodurch kleine  Feuerherde entstanden. Hier war Feuerwehr von Rhade eingesetzt. Brandwachen wurden auf allen Brandstellen gestellt.

Helm der Feuerpolizei

11. Juni 1942: Brand im Planquadrat 69 / 4, Besitzer Bd. Weßling Lembeck, brannten ca. 12 Morgen Fichtenbestand, Bodenfarn. Einsatz 6 Wehrleute und 10 Soldaten Ankunft 5.15 Uhr, Rückkehr 20 Uhr. Es wurden zwei13-Kilo-Phosphorbomben gefunden.

30. Juni 1942: Brand. – Beim Besitzer Haddick, Lembeck-Weßendorf, brannten Stallung und Wohnhaus aus. Ein Ferienkind, 8 ½ Jahre, zündete beim Alleinsein Stroh auf der Tenne an. 13.12 Uhr Alarm, Rückkehr 17 Uhr.

8. Januar 1943: Brand durch feindliche Einwirkung. – Um 6.30 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert. Es brannten in Wessendorf (Specking) die Gehöfte bei Jos. Stucke, Heinr. Micheel, Punsmann und bei Stuke Norre. Bei Stucke brannte das Hinterhaus bis auf die Betondecke, bei Heinr. Micheel brannte die Scheune mit eingedroschenem Korn und die Schweinestallung. Die Scheune brannte total nieder. Die Schweinestallung bis auf die Betondecke. Bei Punsmann brannte das Hinterhaus bis auf die Betondecke, eine Scheune, ein Holzschuppen und ein Strohschuppen. Die Wohnhäuser dieser Besitzer blieben verschont. Es schlugen auch Brandbomben in deren Wohnhäuser;  durch das tatkräftige sofortige Einwirken wurden die Brandbomben unschädlich gemacht. Menschen und Vieh sind nicht zu Schaden gekommen. Doch wurden die Vorräte für Menschen und Vieh vernichtet. Dann brannte zur selben Zeit bei Stuke Norre ein offener Schuppen welcher mit Stroh bepackt war, nieder. An dem Brande waren von der Lembecker Feuerwehr 25 Mann beteiligt. Die Feuerwehr von Klein Reken, Groß Reken und Wulfen waren auch zur Stelle. Bei einem Frostwetter von 7° unter Null musste vorsichtig gearbeitet werden, damit die Schläuche nicht einfroren. Löschwasser war genügend zur Stelle. Abgerückt wurde um 18 Uhr.

Feuerwehr im Kriegseinsatz 1944

12. März 1943: Brand! – Heute Mittag 11.55 Uhr wurde die Wehr alarmiert. Es brannte ein loser Schuppen bei Ww. Heinr. Becker, Lembeck Dorf 95. Der Schuppen, der Ackergeräte sowie sonstige Abstellsachen enthielt, brannte vollständig aus. Entstehungsursache:  angenommen spielende Kinder.

19. April 1943: Brand! – Die Feuerwehr wurde um 18 Uhr alarmiert. Es brannte bei [—] Heinr. Köllmann, Lembeck Brink 63, das Hinterhaus aus. Die Wehr war mit 20 Mann zur Stelle. Das Wohnhaus wurde geschützt.

9. September 1943: Brand. – Das Dach bei Aug. Sender, Lembeck Dorf 146, geriet durch Funkenflug vom Schornstein des Anbaues in Brand. Es war leichter Brandschaden. 12 Wehrmänner waren zur Stelle. Alarm 15.35 Uhr, Rückkehr 16 Uhr.

5. November 1943: Brand durch Feindeinwirkung. – Um 13.40 Uhr wurde die Wehr alarmiert. Es brannte bei [—] Hemker, Endeln N. 40, bei Ww.  Schleking, Endeln N. 42, und in der Hohen Mark am Feuerwachturm. Um 6.30 Uhr rückte die Wehr wieder ein.

13. April 1944: Bereitschaftseinsatz. – Am Sonntag wurde unsere Wehr nach Hamm i. W. gerufen. Stärke 1 / 1 / 8, Rückkehr am Montag,  24. April, 18 Uhr.

27. April 1944: Bereitschaftseinsatz. – Am Donnerstag wurde unsere Wehr nach Ehsen/Rhr. (Essen) gerufen. Stärke 1 / 1 / 8,  Rückkehr am Freitag, 28. April.

8. Mai 1944: Um 18.10 Uhr brannte bei Jos. Cosanne jr., Dorf 27, eine Scheune, Holzbau mit Dachziegel, 7 Fuder Stroh und Ackergeräte. Die Feuerwehr war mit 25 Mann vertreten. Um 21 Uhr war der Brand feuerh. gelöscht.

Wenn Bomben fielen, rückte die Feuerwehr aus.

9. Mai 1944: Brand. – Um 16.20 Uhr wurde die Wehr alarmiert. Es brannte in Wessendorf die gräfl. Waldung, ca. 2 Morgen abgeholzte Fläche, die mit Langholz belegt war. Schaden war nicht von großer Bedeutung. Der Brand konnte durch schnelles Eingreifen der Feuerwehr auf seinen Herd beschränkt werden. Um 17.45 Uhr rückte die Wehr wieder im Gerätehaus ein.

11. Mai 1944:  Brand. – Um 14.10 Uhr wurde Waldbrand gemeldet. Es brannte in Wessendorf die gräfl. Waldung, ca. 1 1/2 Morgen, abgeholzte Fläche mit Langholz belegt. Der Schaden war nicht von größerer Bedeutung um 16.25 Uhr konnte die Feuerwehr wieder abrücken 16 Mann waren zur Stelle.

27. Juli 1944: Um 15.15 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert. Der Blitz war eingeschlagen und hatte das Wohnhaus mit Stallung des Bauern Bernh. Ketteler in Flammen gesetzt. Menschenleben sind nicht umgekommen .Das Vieh war auf der Weide Größtenteils sind die Möbel gerettet. Um 18 Uhr rückte die Wehr mit 23 Mann wieder im Gerätehaus ein.

8. August 1944: Es brannte heute um 7.10 Uhr bei G. Hellenkamp, Wessendorf. 16 Fuder Roggen und 8 Fuder Heu wurden ein Raub der Flammen. Brandursache vermutlich Brandplättchen mit ? bei der Einfuhr. Wohnhaus wurde gerettet. – Einsatz nach Gelsenberg. Buer-Scholven: Heute wurde die Bereitschaft alarmiert. Durch feindlichen Eingriff wurden die Werke in Buer und Horst stark beschädigt. Unsere Wehr kam doch nicht zum Einsatz. Abfahrt 14.30 Rückfahrt und Ankunft 21.30 Uhr

12. September 1944: Einsatz Bochum

5. November 1944: Heute wurde die Bereitschaft nach Bochum eingesetzt. An andern Tag rückte um 3 Uhr die Mannschaft wieder im Gerätehaus ein.

26. November 1944: Einsatz Hülsdünker. – Um  9.15 Uhr wurde die Wehr alarmiert. 24 Männer waren zur Stelle. Feindliche Tiefflieger schossen die Besitzung Hülsdünker in Brand. Endgültige Rückkehr 23.15 Uhr.

9. Februar 1945: Feindeinwirkung. – Um 13. 45 Uhr wurde die Bauerschaft Beck betroffen. Schule, Grütering, Mertens, Gr. Arndt, Linnemann waren die Hauptgeschädigten. Wehrmachtswagen, die im Kiefernwald gegenüber Grütering untergebracht waren, gingen zum Teil verloren. Einige Brennstofffässer gerieten in Brand. 21 Mann der Wehr waren zur Stelle. Die Wehr half bei den Aufräumungsarbeiten. Um 15.50 Uhr wurde eingerückt.

9. März 1945: Angriff auf die Munitionsanstalt in Wulfen. – Die Löscharbeiten waren äußerst gefährlich, da dauernd Munition in die Luft ging. Unsere Gruppe war von 19 Uhr abends bis nachts 12 Uhr eingesetzt.

22. März 1945: Angriff auf die Stadt Dorsten. – Unsere Löschgruppe wurde um 19 Uhr alarmiert. Rückkehr am 23. März. um 7.30 Uhr. Die Stadt war ein totaler Trümmerhaufen!

24. März 1945: Fliegerangriff. – Um 12.30 Uhr beschoss ein feindlicher Tiefflieger das Dorf Lembeck. Es brannte sofort bei Liesen, Jos. Ewers gnt. Nottebaum, Haane gnt. Lochum, B. Sprenger, B. Weßling. Davon brannten ab Liesen, Haane, Jos. Ewers. Die Leute aus dem Dorf waren wegen der [feindlichen] Fliegerei in die Wälder geflüchtet. Die Arbeit der Feuerwehr war, die Brände zu löschen und die Umgebung durch Funkenflug zu schützen. Dank des guten Gelingens wurden weitere Schäden verhütet. Das große Wasserbassin auf dem Kirchplatz hatte sich diesmal wieder gut bewährt. Trotz neuer Angriffe konnte die Arbeit der Feuerwehr geleistet werden. Um Mitternacht war alles so weit fertig. Dies war der letzte Brand vor Kriegsende. Am 28. März zogen die Kanadier hier ein.

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