SA und Polizei zerschlugen die KPD – Funktionäre wurden in Schutzhaft genommen

Von Wolf Stegemann
Während sich Regierung und Polizei bis 1933 meist nur auf Beobachtung und Erfassung von Nachrichten über die KPD beschränk­ten, hin und wieder eine erfolglose Haus­durchsuchung durchführten, schlug nach der Machtübernahme Adolf Hitlers seine vor­dem selbst überwachte NSDAP-SA gegen die KPD und ihre Funktionäre voll zu. An­fang März 1933, noch vor den »freien« März­wahlen, bei denen die Kommunisten ihre ge­wonnenen Mandate per Verordnung »nicht besetzen« durften, nahmen Polizeibeamte in Begleitung von SA-Männern, die zu Hilfspo­lizisten per Gesetz gemacht wurden, in Lem­beck, Holsterhausen, Hervest-Dorsten und in der gesamten Herrlichkeit Hausdurchsu­chungen und Verhaftungen von Kommuni­sten vor. Meist war es so, dass SA-Männer die Verhaftungen vornahmen, an denen ein Landjäger als »Alibi« teilnahm. Beschlag­nahmte Flugblätter, Wahlplakate und Zei­tungen, von der NSDAP als »Zersetzungs­schriften« deklariert, waren für die Nazis der „Beweis für hochverräterische Tätigkeit« der KPD. Die Volkszeitung berichtete am 3. März 1933, dass in Fortführung der Aktion gegen die KPD mehrere Funktionäre dieser Partei in der Herrlichkeit und Dorsten in Schutzhaft genommen“ worden waren. In Holsterhausen wurde die Geschäftsstelle der KPD an der Borkener Straße polizeilich ge­schlossen. Weiterlesen

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Vor den Blutopfern der SA verneigte sich Landrat Matthaei – Am 20. April 1933 wurde die »Germania« neu aufgestellt

Germania-Kopf

Von Wolf Stegemann

»Stadt-, Landes-, Reichs- und Hitlerflaggen«, so die Dorstener Volkszeitung vom 21. April 1933, »wehten besonders feierlich in der Stadt«, als am 20. April 1933 (»im Jahre der Erhebung«) die aus dem Jahre 1896 stammende »Germania« an der Gahlener Straße neu aufgestellt wurde. Etliche Jahre verbrachte die germanische Symbolfigur un­beachtet in irgendeinem Schuppen. Das lie­ßen die an die Macht gekommenen National­sozialisten nicht mehr zu. So zierte sie fortan hoch aufgerichtet wieder einen Sockel, um mit heroisch verklärtem Blick die Dorstener zu mahnen, im neuen Deutschland gefälligst Helden zu sein.
Die Unterzeichnung der Aufstellungsur­kunde (heute in Privatbesitz), in der Adolf Hitler kurioserweise noch als »derzeitiger« Reichskanzler bezeichnet ist, fand am 20. April 1933 nachmittags im Sitzungssaal des Rathauses statt, in dem sich bereits Magi­strat, Stadtverordnetenvorsteher und die Führer der NSDAP eingefunden hatten. Bürgermeister Dr. Lürken – der wenige Mo­nate später unter hässlichen Umständen von den Nazis abgelöst wurde – begrüßte auch NSDAP-Landrat Matthaei, der in dieser Funktion das erste Mal in der Lippestadt weilte. Weiterlesen

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Deutsche Eiche: Die Blätter aufs Haupt und den Topf in die Hand der Olympiasieger 1936. Manche stehen als „Hitler’s oak“ noch in Saft und Kraft und gelten als „historisch bedeutsam“

Olympiasieger 1936: Nicht nur die Goldmedaille, auch den Hitler-Setzling in der Hand

Von Wolf Stegemann

Eigentlich hießen die kleinen einjährigen Setzlinge deutscher Stileichen „Hitler-Eichen“. Zwar nicht offiziell, doch im damaligen In- und im Ausland wurden sie so genannt. Auch heute noch. Offiziell hießen sie „Olympia-Eichen“. Hitler verschenkte an jeden der 130 Goldmedaillen-Gewinner und elf Sieger in den Kunstwettbewerben der Olympischen Spiele 1936 in Berlin einen solchen Setzling, um auf diese Weise ein deutsches Symbol weltweit zu verbreiten. Weiterlesen

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Nationaler Feiertag 1. Mai 1933 – Gepflanzte „Hitler-Eiche“ in Holsterhausen in der Nacht umgeknickt

Propaganda-Plakat

Von Wolf Stegemann

Erst die Nationalsozialisten belebten wieder den Brauch der Maifeiern und beriefen sich dabei als Begründung auf heidnisch-germanische Sitten. Frühlingsglaube, Frühlingssonne, das plötzliche Erwachen der Natur, das Feuer- und Sonnenrad (Hakenkreuz) mussten herhalten, um den 1. Mai als „Ehrentag der deutschen Arbeit“ zu verschönern. In Dorsten entstand ein „Frühlingszug“, um den sich besonders der Heimatforscher und pensionierte Petrinum-Schulleiter Dr. Josef Wiedenhöfer einsetzte, der 1936 im „Vestischen Kalender“ den 1. Mai im Sinne der NS-Ideologie als nationalsozialistische Geburtsstätte umdeutete. Denn er wirkte bei der Einführung eines neuen nationalsozialistischen Brauches des „Jugendzuges“ mit, der die Maifeier schon 1933 nationalsozialistisch neu beleben sollte.

Von seiner schwülstigen Choreografie wurde nur ein Teil realisiert: An der Spitze des Zuges liefen frühlingsgeschmückte „wandernde, singende, spielende Knaben und Mädchen mit Trommeln, Pfeifen, Geigen und Mandolinen“. Auf einem reich bekränzten Flachwagen, dem „Sonnenwagen“, war eine große Fahne mit einem goldenen „Hakenkreuz auf himmelblauem Grund in einem großen, grünen Kranz mit goldgelben Blumen“ angebracht. Darunter war der „Sonnenjüngling“, ein 16- bis 18-jähriger Junge in goldenblauem Gewand zu sehen, dahinter je zwei weiße Engelsgestalten, die durch goldene und silberne Diademe den Mond und die Planeten darstellten. Dahinter liefen 20 bis 25 Paare Knaben mit Birkenkränzen geschmückt. In den Händen trugen sie Birkenzweige, die durch die Sonne erweckte Naturkräfte darstellten. Weiterlesen

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»Kraftquelle des Marsches in eine lichte Zukunft« – Einweihung des Freikorps­denkmals an der Kanalbrücke 1934

Einweihung des Lichtschlagdenkmals mit Fahnen und Hitlergruß am Kanal

Von Wolf Stegemann

»Dorsten und Umgebung knüpft mit der Er­richtung des Ehrenmals für die Freikorpskämpfer an beste Traditionen an«, sagte am Freitagabend, dem 22. Juni 1934, NSDAP-Beigeordneter Fritz Köster über den Reichs­sender Köln:

»In allen unseren Gemeinden finden wir würdige Ehrenmale, die uns das Vermächtnis unserer gefallenen Helden im­mer wieder nahebringen. In diesen Kreuz­wegstationen, die den Schicksalsweg des deutschen Volkes bezeichnen, liegt die Kraft­quelle unseres Marsches in eine lichte Zu­kunft.«

Der Marsch in die »lichte Zukunft« endete in den Trümmerfeldern der Städte, in Schützengräben, in Massen- und Kriegsgräbern, in den Gaskammern der Vernichtungslager, im totalen Zusammenbruch aller Wertmaß­stäbe und im tiefen Dunkel politischer und menschlicher Abgründe. Die »Kraftquelle«, von der Köster sprach, kippten elf Jahre später englische Soldaten in den Lippeseitenkanal. Seither ist das Ehren­mal, das Nazis und Konservative in Dorsten zum Gedenken der gefallenen Kämpfer der Freikorps Lichtschlag /Loewenfeld 1934 ein­geweiht hatten, verschwunden. Der von Dr. Wiedenhöfer formulierte und auf dem Find­ling angebrachte Text lautete:

»Dem   Freikorps   Lichtschlag/Loewenfeld, Februar 1919 – März 1920. Unseren Befreiern aus Spartakistengewalt. Mit Adolf Hitler im zweiten Jahr des Dritten Reiches 1934. Euch war’s verhüllt, nun ist’s am Tag, Ihr schlugt den ersten Hammerschlag!« Weiterlesen

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