Von Hiltrud Landua
Die Gründungsmitglieder der CDU in Dorsten berichten, dass man sich bereits im August 1945 zusammen fand. Protestanten und Katholiken wollten in Zukunft gemeinsam dafür sorgen, dass christliche Werte das Fundament für die Politik bilden. Dieser sehr frühe Termin lässt sich dadurch erklären, dass einige Mitglieder der ersten Stunde beim Volkssturm waren und nach dem Zusammenbruch bei der mühsamen Rückkehr durch ganz Deutschland umher irrten. Die meisten waren Wochen unterwegs und hatten so Gelegenheit, an der überall stattfindenden Diskussion um die deutsche Zukunft teilzunehmen. Wie anderswo gelangte man zu der Ansicht, dem Zentrum den Rücken zu kehren und eine breite, überkonfessionelle christliche Basis zu schaffen zur Überwindung des alten Parteienzwists. Kirchliche Kreise um den katholischen Pfarrer Westhoff und Pater Gerold aus dem Franziskanerkloster unterstützten diese Bestrebungen. In einer Kleinstadt wie Dorsten waren förmliche Verabredungen in der Anfangszeit nicht nötig. Man traf sich auf der Straße oder nach dem Gottesdienst. Diese einfachen Begegnungsmöglichkeiten gestatteten die rasche Parteigründung im August. Man konnte sofort zur Tat schreiten, als die britische Besatzung Mitte August die Gründung demokratischer Parteien zuließ. Obgleich in der ersten Zeit keine Aussicht bestand, dass die Parteien zu Trägern politischer Verantwortung würden, konnten sie doch gerade diese Anfangsphase zur Standortbestimmung und zur Erarbeitung politischer Wert- und Zielvorstellungen nutzen.
Christliche Werte für die Zukunft Deutschlands
Parteimitglieder der ersten Stunde berichten von einer allgemeinen Aufbruchstimmung. Inmitten der Trümmer war der Frühling des Neubeginns zu spüren. Man war erleichtert, den Naziterror und die Schrecken des Krieges heil überstanden zu haben, und war ernsthaft gewillt, eine bessere, demokratische Zukunft zu bauen. Gerade christliches Verantwortungsbewusstsein motivierte zum politischen Engagement. Christliche Werte sollten den Weg in eine hoffnungsvollere Zukunft zeigen, nachdem der Zusammenbruch die Unhaltbarkeit der nationalsozialistischen Ideologie überdeutlich offenbart hatte. Menschen, die während des Faschismus ihre politische Überzeugung verschwiegen hatten, wollten angesichts der grausamen Verbrechen nicht länger beiseite stehen. Denn Schweigen und Nichtwahrhabenwollen hatten sie mitschuldig werden lassen. Diese Schuld wollten sie abtragen durch den persönlichen Einsatz für eine christliche Gestaltung des Lebens. Die Rückbesinnung auf christliche Traditionen war kein auf Dorsten beschränktes Phänomen, sondern überall in Deutschland zu spüren. Nach dem vollständigen Zusammenbruch suchten die Mensehen nach verlässlichen, unzerstörbaren Grundsätzen, die eine Erklärung und Bewältigung des gegenwärtigen Unglücks ermöglichten.
Parteien spielten erstmals eine öffentliche Rolle
Am 16. April 1946 erhielten die Parteien erstmals Gelegenheit, eine öffentliche Rolle zu spielen. Die Militärregierung gestattete die Umformung der örtlichen Verwaltungsbeiräte. Hatte man bisher die Zusammensetzung nach der Berufszugehörigkeit der Kandidaten, entsprechend den Berufen, die in den einzelnen Bezirken überwiegend vorhanden waren, bestimmt, so wurde der neue Beirat nach Parteizugehörigkeit besetzt in Übereinstimmung mit der letzten freien Wahl im Jahr 1929. Anstelle des ehemaligen Zentrums und der evangelischen Vereinigung zogen zwölf Vertreter der CDU in den veränderten Beirat; für Dorsten: Weber, Kempa, Plaar, Krüskemper, Mettgen; für Hervest-Dorsten: Sulk, Havermann, Neumann, Feller; für Holsterhausen: Kleine-Bösing, Hohenhinnebusch, Schonrath. Dieser Beirat hatte die Aufgabe, die britische Besatzung bei der Verwaltung von Stadt und Amt Hervest-Dorsten zu unterstützen sowie die ersten freien Kommunalwahlen nach dem Krieg vorzubereiten.
Die neue Partei hatte von Anfang an großen Rückhalt in der Bevölkerung, wie ihr Abschneiden bei der ersten Kommunalwahl am 15. September 1946 beweist. Überall wurde die CDU mit überwältigender Mehrheit gewählt; allein in Dorsten konnte sie 17 von 21 Mandaten erringen, im Amt Hervest-Dorsten 21 von 24 Mandaten. Paul Kempa war der erste Bürgermeister, der aus freien Wahlen hervorgegangen war. Der CDU-Vorsitzende Wilhelm Norres führte die neu gewählte Fraktion.
Fürsorge, Ernährung, Wohnungsbeschaffung
Die konstituierende Sitzung aller Neugewählten des Amtes Hervest-Dorsten und der Stadt sowie der Landgemeinden wurde am 24. September im „Haus Rose“ in Hervest abgehalten. Ein Vertreter der britischen Militärregierung nahm den Eid der neuen Ratsmitglieder und aller Bürgermeister ab. Als erste Amtshandlung bildete das Ortsparlament neun Ausschüsse zur Lösung der wichtigsten kommunalen Aufgaben: Fürsorge, Ernährung, Wohnungsbeschaffung, Preiskontrolle, Enttrümmerung und Wiederaufbau. Neben regulären Mandatsträgern wurden in diese Ausschüsse viele Sachverständige berufen, deren Detailkenntnisse dringend benötigt wurden.
Beseitigung der Kriegsfolgen
In der Anfangszeit schlugen sich alle Parteien mit dem gleichen Problem herum: der Beseitigung der schlimmsten Kriegsfolgen, vor allem der Behebung des akuten Mangels bei der Versorgung der Bevölkerung. Gerade in dieser Frage ergaben sich Differenzen zwischen den gewählten Volksvertretern, vor allem aus der CDU-Fraktion, und der von der Besatzung eingesetzten Gemeindeverwaltung, die noch immer selbstherrlich Maßnahmen beschloss und damit an den Parteien vorbei handelte. Man verlangte gemäß der neuen Gemeindeordnung die Oberaufsicht des Rates über die Gemeindeverwaltung und die Durchführung der Verwaltungsmaßnahmen in Übereinstimmung mit den Ratsbeschlüssen. Die im Laufe der Zeit erzielte Harmonisierung war ausschlaggebend für die gut organisierte, schnelle Enttrümmerung der Stadt und den Wiederaufbau.
Rasche Gründung von Ortsverbänden
Die stetige Entwicklung der christdemokratischen Partei, spiegelt sich auch in der raschen Gründung von Ortsverbänden in und um Dorsten wider. Bereits bei den ersten Kommunalwahlen kamen die CDU-Vertreter aus allen Stadtteilen. In Altschermbeck, Erle und Lembeck bestanden zu diesem Zeitpunkt schon Ortsverbände. Im Oktober 1947 gründeten Unionsanhänger eine eigene Ortsgruppe für das Dorf Hervest. Nach den Wahlen zum ersten deutschen Bundestag und nach den Landtagswahlen im Juni 1950 entschieden sich die Ortsverbände aller Stadtteile für den Zusammenschluss zu einer Gesamtunion für die gesamte Stadt. Von diesem Schritt versprach man sich mehr Möglichkeiten, die spezifischen Interessen der einzelnen Stadtteile zu wahren. Außerdem gewann die CDU auf diese Weise an Gewicht in der Parteienlandschaft der Stadt. Bald darauf wurde die Gründung der Dorstener Jungen Union ins Auge gefasst und im September 1951 vollzogen. Damit sollte der christlich orientierten Jugend ein politisches Forum im Rahmen einer Partei geboten werden. Gerade an diesen Aufbruch erinnern sich Mitglieder der frühen Jahre wie etwa Alfons Schulze-Oechtering und der mittlerweile verstorbene Hermann Rüping, die damals über die Junge Union erstmals mit der Politik in Berührung kamen. Hier war die Gelegenheit zur Diskussion eigener Ideen ohne sofortige Korrektur durch die wohlmeinende ältere Generation.
Im Übrigen, die damalige Situation war für alle grausam. Und aus dieser grausamen Situation wollten alle nur eins; „Ganz schnell heraus“. Für die Rechtschreibfehler bitte ich um Entschuldigung. Aber Ihr Artikel über die CDU ist mir einfach zu viel Lobhuddelei und sich „Selbst auf die Schulter klopfen“, eben CDU.
Schöne Grüße
Ludger Ketteler
Anm. der Redaktion: Der Leser möge sich über diesen Kommentar selbst ein Bild machen!
Die gelebten christlichen Werte sind in der Vergangenheit bis heute Wege, die mit dem Blut und dem Leid der Unterdrückten und Überheblichkeit, sowie der Skrupellosigkeit der „sog. Führungselite“ gepflastert. Und das in der ganzen Welt. Es besteht meiner Meinung nach also überhaupt keinen Grund dafür, hierauf stolz zu sein. Die sog. christliche Abendlandkultur besteht aus der Sklaverei und deren Proviteuren… bis heute. Und wer das bezweifelt, empfehle ich einmal sich ausgiebig mit deren Geschichte auseinanderzusetzen. Erst durch den heutigen Kapitalismus (den die Kirchenfürsten schon immer auf Kosten der von ihnen versklavten Menschen gelebt haben) glauben Viele, es gebe ihn nicht mehr. Schauen wir näher hin, dann sehen wir, dass aktuell der Anteil derjenigen immer größer, die in prekären Arbeitsverhältnissen leben müssen (versklavt werden). Und an diesen Prozessen ist die CDU nach meine Meinung immer noch mit einem ganz erhelblichen Teil gestalterisch beteiligt. Um es kurz zu sagen; „Der Christ hält sich für etwas besseres, setzt sich an den fett gedeckten Tisch, schlägt sich den Bauch überrandvoll. Und nur, wenn dann noch Krümel überbleiben sollten, denkt er an seinen Nächsten.“
Ich bin in christlichen Verhältnissen aufgewachsen, ich weiss wovon ich rede. Und ich habe die Ursachen unserer früheren und heutigen Missstände tiefgründig geprüft. Nichts kann mich mehr umstimmen.
Schöne Grüße
L. Ketteler